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AHO Aktuell - 19.05.2005

Neue Zeckenart in Berlin-Brandenburg auf dem Vormarsch


(idw) - Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) heißt die neue
Zeckenart, die sich in Berlin-Brandenburg ausbreitet und beim Hund
eine gefährliche Erkrankung, die Babesiose, überträgt. Sie ist in
Ungarn, Österreich und Südpolen zu Hause und bevorzugt als Lebensraum
feuchtere Gebiete wie Auwälder und Moore. In Deutschland trat die
Auwaldzecke bislang hauptsächlich am Oberrhein, im Saarland und
Rheinland-Pfalz auf. Auch in den feuchten Gefilden der Elbe, in der
Region bei Torgau in Sachsen, war ein kleiner Naturherd von dieser
Zecke zu finden. In den letzten Jahren hat sich die Auwaldzecke stark
vermehrt und von der Elbe aus über den Fläming bis nach Berlin
ausgebreitet. Über den Grund spekulieren die Veterinärmediziner: Sie
machen das immer wärmer werdende Klima dafür verantwortlich, glauben
aber auch, dass sich die Lebensbedingungen für diese Zeckenart im
allgemeinen verbessert haben. Besonders die Anzahl der Wirtstiere, an
denen die Zecken Blut saugen, ist deutlich gestiegen. "Wir wollen die
Hundehalter nicht verunsichern, sondern sie sensibilisieren und darauf
aufmerksam machen, dass eine frühzeitige Prophylaxe gegen Zecken einen
guten Schutz bieten kann", sagt Prof. Dr. Eberhard Schein,
Parasitologe an der Freien Universität Berlin. Zeckenhalsbänder,
Spot-on-Präparate und Shampoos, die mit speziellen Wirkstoffen
versehen sind, verhindern weitgehend das Risiko eines Zeckenbefalls.

Die Auwaldzecke ist größer und bunter als andere Zeckenarten.
Nüchtern ist sie etwa fünf, vollgesogen mit Blut bis zu 12 Millimeter
groß. Ein weißer Schild mit dunklen Flecken bedeckt beim Weibchen den
vorderen Teil des Rückens, bei der männlichen Auwaldzecke den ganzen
Rücken. Die erwachsene Auwaldzecke befällt große Haustiere, wie zum
Beispiel Hunde und Pferde, aber auch Wildsäugetiere wie Rehe,
Wildschweine und Füchse. Die Larven und Nymphen dieser Zeckenart
saugen vorwiegend Blut an Waldmäusen und anderen Nagern. Die Erreger
der Babesiose, die mit dem Stich der Auwaldzecke übertragen werden
können, befallen und zerstören die roten Blutkörperchen der Hunde; die
Erkrankung ist vergleichbar mit der menschlichen Malaria.

Bisher sind etwa zwanzig bis dreißig Hunde jedes Jahr in Berlin an
der Babesiose erkrankt. Die Infektion erfolgte aber in der Regel in
Frankreich oder Ungarn und galt als Reisekrankheit. Jetzt haben die
Tierärzte den ersten Babesiosefall bei einem Hund nachweisen können,
der Brandenburg nicht verlassen und sich offensichtlich hier durch
einen Zeckenbiss von Dermacentor reticulatus infiziert hat. "In der
Regel sterben die Hunde, wenn die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt
und richtig behandelt wird", sagt Eberhard Schein.

Die Erkrankung beginnt oft eine Woche nach dem Zeckenstich mit hohem
Fieber. Die Tierärzte behandeln das Fieber meistens mit Antibiotika,
das jedoch die Krankheitserreger nicht abtötet. Erst wenn durch die
zerstörten roten Blutkörperchen der Blutfarbstoff, das Hämoglobin, mit
dem Harn ausgeschieden wird und der Harn sich dunkel färbt, erkennen
die Ärzte die Babesiose. "Wenn ein massiver Befall der roten
Blutkörperchen bereits erfolgt ist, ist es schwierig, den Hund noch zu
retten", erklärt der Tierarzt. "Das Problem ist, dass es in
Deutschland keine Medikamente gegen die Babesiose gibt. Die
behandelnden Tierärzte müssen sich die Arznei über eine internationale
Apotheke besorgen, und bis das Medikament zur Verfügung steht, kann es
oft schon zu spät sein."



 



 

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