Aktuelle Meldungen     Nachrichten suchen    kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 16.06.2005

Bei Reisen ans Mittelmeer drohen dem Hund gesundheitliche Gefahren


(idw) - Die schönsten Tage des Jahres möchten Hundehalter nur
ungern ohne ihren Liebling verbringen. Also wird der Vierbeiner
kurzerhand mit in den Urlaub genommen - und nicht selten geht die
Reise an ferne Gestade. Dass das Haustier auf der Rückfahrt
möglicherweise noch ein paar gefährliche "Mitreisende" dabei hat,
machen sich die Herrchen und Frauchen kaum bewusst. Prof. Arwid
Daugschies, Direktor des Institutes für Parasitologie,
Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, nennt die
Risiken beim Namen.

Hunde werden offenbar zunehmend zum Reisebegleiter ihrer Besitzer. Im
Jahre 1990 gaben bei einer Erhebung in München noch 31 Prozent der
Hundehalter an, ihr Tier auf Urlaubsreisen mitzunehmen. Nur vier
Jahre später sagten dies bereits 41 Prozent. Die meisten Reiseziele
der Befragten lagen im Mittelmeerraum. Aus den Niederlanden wird
berichtet, dass über einen Zeitraum von 10 Jahren 350.000 Hunde ihre
Besitzer auf Reisen in mediterrane Länder einschließlich Portugal
begleitet haben. Entsprechende Zahlen fehlen für Deutschland, aber es
kann mit Sicherheit gesagt werden, dass eine erhebliche Zahl an
Hunden zunehmend in vor allem subtropische Gebiete mitgenommen wird.

Worin besteht nun die spezielle Gefahr für die Vierbeiner? "Parasiten
leben oftmals mit ihrem natürlichen Wirt in einem endemischen
Gleichgewicht, das heißt bei einer hohen Durchseuchung in einer
Region immunisieren sich die dort lebenden Tiere frühzeitig und es
erkrankt nur ein Teil der betroffenen Individuen. Bei denen, die
dennoch betroffen sind verläuft die Erkrankung oft in abgeschwächter
Form", erläutert Prof. Daugschies. Das heißt, während sich ein
Parasit an einem einheimischen Hund möglicherweise die Zähne
ausbeißt, ist der zugereiste für ihn ein gefundenes Fressen.

Hinzu kommt, dass viele Erreger hierzulande nicht heimisch sind und
die voll empfänglichen tierischen Touristen absolut unvorbereitet
treffen. "So sind beispielsweise Hunde in Spanien, vor allem in
Malaga zu 35 Prozent, in Portugal (Vale de Mendiz) zu 38 Prozent und
in der Toskana zu 24 Prozent mit dem hierzulande nicht heimischen
Erreger der Leishmaniose infiziert, einer Krankheit die vielfältige
Krankheitssymptome zeigen kann, schwer zu behandeln ist und nicht
selten zum Tod führt. Zu den äußerlich erkennbaren Symptomen der
Leishmaniose gehören Haarausfall und Hautveränderungen insbesondere an
den Ohrrändern und an den Augenlidern. Gefährlicher ist allerdings,
dass innere Organe wie Leber, Milz und Niere geschädigt werden. Hunde,
die davon betroffen sind, haben Fieber, werden schwach und
teilnahmslos und sterben schließlich.


Eine extrem hohe Durchseuchung von 60 Prozent wird für Sizilien
berichtet", warnt Daugschies. "Nach der Rückkehr aus dem Urlaub kann
es dann, manchmal erst nach Monaten oder Jahren, zu einer klinischen,
auch lebensbedrohenden Erkrankung des Hundes kommen, die dem Tierarzt,
der nur selten mit dem oftmals unspezifischen Krankheitsbild
konfrontiert ist, diagnostische Probleme bereiten kann. Neben den
Leishmanien sind auch weitere Parasiten wie der Einzeller Babesia
canis oder der Herzwurm Dirofilaria immitis als potenziell gefährliche
Krankheitserreger des Hundes im Mittelmeerraum weit verbreitet.
Babesia canis bewirkt eine Zerstörung der roten Blutkörperchen. Akut
infizierte Hunde zeigen Fieber, Blutarmut und Schwäche und können
rasch verenden. Dirofilaria immitis siedelt sich im Herz und den
großen Herzgefäßen an. Durch seine enorme Größe von bis zu 30
Zentimetern stört er die Herzklappenfunktion und behindert den
Blutkreislauf, schädigt aber über Stoffwechselprodukte und
Wechselwirkungen mit dem Immunsystem auch andere Organe. Im Ergebnis
zeigen die Hunde Atembeschwerden, Schwäche und werden apathisch. Die
Infektion muss nicht unbedingt, kann aber tödlich verlaufen.

"Neben der Erkrankung des einzelnen Hundes, mit der sich Tierbesitzer
und Tierarzt auseinandersetzen müssen, besteht auch die Gefahr, dass
sich eingeschleppte Erreger nördlich der Alpen ausbreiten", gibt
Daugschies zu bedenken. "Konkret wird dies für Leishmania infantum und
Dirofilaria immitis befürchtet, insbesondere wenn sich aufgrund von
Klimaänderungen für diese subtropischen Parasiten ausreichend hohe
Temperaturen einstellen sollten. Ursprünglich nur als Import bekannte
Erreger wie der Blutparasit Babesia canis und die Braune Hundezecke
Rhipicephalus sanguineus sind mittlerweile in in manchen Gebieten
Deutschlands heimisch geworden."

Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus fürsorglicher
Tierliebe aus tropischen oder subtropischen Ländern mitgebrachte
Hunde, insbesondere Streuner, von Schmarotzern befallen sind. Dabei
kann es sich um Krankheitserreger handeln, die hierzulande
normalerweise nicht vorkommen, aber auch die Befallsrate und -stärke
mit Parasiten, die in Deutschland durchaus vorkommen (z.B. Spulwürmer,
Bandwürmer, Giardien), können aufgrund der mangelnden medizinischen
Betreuung und schlechten Lebensverhältnisse im Herkunftsland hoch
sein. "Importierte Hunde sollten am besten schon im Herkunftsland,
spätestens aber unmittelbar nach der Einfuhr einem Tierarzt zur
Untersuchung und, falls notwendig, Behandlung vorgestellt werden. Auch
wenn es dem Tier augenscheinlich gut geht", rät Daugschies.

Bleibt die Frage, ob es Möglichkeiten gibt, den geliebten Vierbeiner
mit gen Süden zu nehmen und ihn dennoch vor gesundheitlichen Gefahren
zu schützen. "Die sicherste Prophylaxe für den eigenen Hund ist und
bleibt, ihn nicht erst der Infektionsgefahr auszusetzen, also ihn
daheim zu lassen oder ein anderes Urlaubsziel zu wählen", ist die
klare Antwort des Leipziger Tiermediziners. "Wer sich nicht von der
gemeinsamen Reise abbringen lässt, sollte sich bei seinem Tierarzt
erkundigen, inwieweit die prophylaktische Anwendung von Medikamenten
möglich ist."



 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de