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AHO Aktuell - 05.09.2005

Das Füttern von rohem Fleisch erhöht Toxoplasmoserisiko


Ashford (aho) - Hundehalter, die ihren Tieren rohes Fleisch füttern,
haben ein höheres Risiko, sich mit dem Parasiten Toxoplasma gondii zu
infizieren. Dieses Ergebnis veröffentlichen britische Mediziner vom
William Harvey Hospital in Ashford in einer Fachzeitschrift. Sie
hatten 1897 schwangere Frauen mittels Blutprobe auf eine Infektion mit
dem Parasiten untersucht und befragt. 9,1 Prozent der Blutproben
ergaben Hinweise für eine Infektion. Als Risikofaktor für eine
Infektion war neben einer Kindheit auf dem Lande das Verfüttern von
rohem Fleisch an Hunde. Katzenhaltung, Gartenarbeit oder spezielle
Nahrungsmittel und Ernähungsweisen waren nicht sonderlich
risikobehaftet.(1)

Unter Menschen ist der Toxoplasma-Parasit weit verbreitet. Eine
besondere Bedeutung besitzt die Infektion für Schwangere, da bei
einer Erstinfektion während der Schwangerschaft eine Übertragung der
Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist. Kommt es danach nicht
zu einem Abort (Fehlgeburt) oder einer Totgeburt, so kann das
Erscheinungsbild der vorgeburtlichen Toxoplasma-Infektion beim
Neugeborenen von den seltenen schweren Schäden bis zu subklinischen,
zunächst nur serologisch (im Bluttest) nachweisbaren, Infektionen
reichen. Bei klinisch nicht feststellbaren Infektionen können sich
jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden einstellen, die
besonders das Zentralnervensystem (psychomentale Retardierung) und die
Augen (Retinochorioiditis, Erblindung) betreffen. Bei Kindern konnte
ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität, niederem
Intelligenzquotienten und hohen Toxoplasmawerten festgestellt werden.

Fußgänger und Fahrzeuglenker, die an einer latenten Infektion mit
Toxoplasma gondii leiden, sind mehr als doppelt so häufig schuldhaft
in Verkehrsunfälle verwickelt als nicht infizierte Verkehrsteilnehmer.
Das ist das Fazit einer Studie tschechischer Wissenschaftler, die ihr
Ergebnis in der Fachzeitschrift "BMC Infectious Diseases". Die
Forscher sind der Meinung, dass infizierte Menschen durch die
Toxoplasma-Zysten im Nervengewebe an Konzentrationsschwäche leiden
und so eher Unfälle verschulden (2).

Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern vermutet Infektionen als
Ursache psychiatrischer Krankheiten. Der Virologe Fuller Torrey vom
Stanley Research Center in Maryland, USA, nach einer Studie zu dem
Ergebnis, dass eine Infektion durch den Katzenparasit Toxoplasma
gondii für Schizophrenie verantwortlich sein könnte. Torrey hatte
zusammen mit seinem Kollegen Robert Yolken von der John Hopkins
University of Medicine in Baltimore 53.000 Blutproben untersucht, die
schwangeren Frauen entnommen worden waren. Die Analyse ergab, dass
Mütter Schizophrener häufiger Antikörper gegen Herpes und Toxoplasmose
in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose, glaubt Torrey,
schädigt den Hippocampus der Kinder, das Zentrum des limbischen
Systems, das Gefühle und Verhalten steuert. Torry konnte den
Zusammenhang mit Schizophrenie durch eine Auswertung von
einer Vielzahl internationaler Arbeiten weiter erhärten.



(1) Nash JQ, Chissel S, Jones J, Warburton F, Verlander NQ.
Risk factors for toxoplasmosis in pregnant women in Kent, United
Kingdom.
Epidemiol Infect. 2005 Jun;133(3):475-83.

(2) Jaroslav Flegr, Jan Havlícek, Petr Kodym, Marek Maly´,
Zbynek Smahel
Increased risk of traffic accidents in subjects with latent
toxoplasmosis: a retrospective case-control study
BMC Infectious Diseases 2002, 2:11 (online)


 



 

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