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AHO Aktuell - 19.01.2006

Experten: Katzenparasit für psychotische Erkrankungen bei Menschen verantwortlich


London (aho/lme) - Erneut stellen Wissenschaftler einen Zusammenhang
zwischen dem Katzenparasiten Toxoplasma gondii und psychotischen
Störungen beim Menschen
her. Dr. Joanne Webster und weitere
Wissenschaftler vom Imperial College in London wiesen nun erstmals in
Tierversuchen nach, dass auch Arzneimittel, die gegen den Parasiten
wirken, psychotische Störungen lindern können, sofern diese im
Zusammenhang mit einer T. gondii-Infektion standen.

Toxoplasma gondii ist weltweit bei Katzen verbreitet und kann
sich auch nur in der Katze vermehren. Der Parasit kann aber auch bei
Ratten, Schweinen und Geflügel insbesondere in
Freilandhaltung
vorkommen.

Schon in Versuchen an mit T. gondii infizierten Zellkulturen hatten
Wissenschaftler gezeigt, dass Psychopharmaka gegen Schizophrenie die
Vermehrung des Parasiten hemmt. Jetzt hat das Team um Dr. Joanne
Webster weitere Versuche unternommen, um den Zusammenhang zwischen
Toxoplasma gondii und psychischen Erkrankungen beim Menschen
aufzuklären. Dazu infizierten die Wissenschaftler einen Teil der
Versuchsratten mit dem Parasiten und verabreichten ihnen dann
verschiedenen Psychopharmaka: Einige Versuch bekamen Haloperidol, ein
bekanntes antipsychotisch wirkendes Arzneimittel, anderen wurde die
stimmungsaufhellende Substanz Valproinsäure verabreicht. Wieder andere
wurden mit Arzneimitteln gegen Toxoplasmose behandelt. Eine vierte
Gruppe blieb zur Kontrolle unbehandelt.

Anschließend durchliefen die Ratten einen Verhaltenstest. Dazu
präparierten sie jeweils ein Rattenhäuschen mit ratteneigenem Geruch,
geruchslosem Wasser sowie mit Katzen- und Kaninchenurin. Diejenigen
Versuchstiere, die mit T. gondii infiziert waren, aber keine
Medikamente erhalten hatten, fühlten sich stark durch das
Katzenhäuschen angezogen, das auf eine psychotische Störung schließen
ließ. Dabei minderten jedoch nicht nur die Psychopharmaka diese
selbstmörderische Verhalten, sondern auch die Therapie mit
Arzneimittel gegen den Katzenparasiten Toxoplasma gondii. Generell war
der Behandlungserfolg besser, wenn die Ratten mit dem Parasiten
infiziert waren.

Die Wissenschaftler interpretieren ihre Ergebnisse als einen weiterer
Hinweis darauf, dass Toxoplasma gondii an der Entstehung von
Schizophrenie beteiligt sein kann. Nun seien klinische Studien
angezeigt, um die Behandlung von psychotischen Erkrankungen beim
Menschen zu verbessern (1).

Ein internationales Expertentreffen wird sich vom 8. - 10. Mai
2006 mit der Toxoplasmose beim Menschen und Infektionen über
Lebensmitteln beschäftigen. So soll diskutiert werden, in wie weit die
Freilandhaltung von Schweinen die Verbreitung des gefürchteten
Parasiten "Toxoplasma gondii" fördert. Die Tagung trägt den Titel
"Toxo & Food" und wird vom "Istituto Zooprofilattico Sperimentale
della Sicilia" in Palermo (Sizilien) ausgerichtet.




(1) J.P. Webster, P.H.L. Lamberton, C.A. Donnelly, E.F. Torrey
Parasites as causative agents of human affective disorders? The
impact of anti-psychotic, mood-stabilizer and anti-parasite
medication on Toxoplasma gondii's ability to alter host behaviour
Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences,
Online-Veröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2005.3413

 



 

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