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AHO Aktuell - 25.01.2006

Die Stadt Mönchengladbach informiert zum Thema Vogelgrippe


Mönchengladbach (aho) - Die Geflügelpest, die landläufig als
Vogelgrippe bezeichnet wird und im Fachjargon aviäre Influenza heißt,
beschäftigte heute den Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren
der Stadt Mönchengladbach. Fachleute des Veterinär- und
Lebensmittelüberwachungsamtes sowie des Gesundheitsamtes stellten dem
Ausschuss vor dem Hintergrund sich häufender Meldungen über die
Ausbreitung des so genannten H5N1-Virus und wachsender Sorgen in der
Bevölkerung vor, wie sie die Risiken eines Ausbruchs vor der "Haustür"
einschätzen und wie sich auf diesen Fall vorbereiten. Dr. Michael
Schmitz als für beide Bereiche verantwortlicher Beigeordneter: "Wir
nehmen das Thema und auch die Ängste in der Bevölkerung ernst und
beobachten die Entwicklung sehr genau. Aber derzeit besteht noch kein
Grund zur Panik."

Dr. Karl-Heinrich Becker, Leiter des Veterinär- und
Lebensmittelüberwachungsamtes, verdeutlichte den Ausschussmitgliedern
anhand von Karten die Ausbreitung der Vogelgrippe über Südostasien bis
zu den jüngsten Fällen in der Türkei, berichtete über Gegenmaßnahmen
auf europäischer, Bundes- und Landesebene und erläuterte, was die
Stadt selbst getan hat um einer Ausbreitung vorzubeugen und sich für
den Fall zu wappnen, dass die Seuche dennoch Mönchengladbacher
Geflügelbestände befällt.

So haben die amtlichen Veterinäre seit Ende Oktober über 100
Kontrollen in Geflügelhaltungen durchgeführt, die ja einer
Stallpflicht unterlagen, in zwei Fällen wegen Nichtbeachtung von
Vorschriften ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet und erlegte
Wildenten im Rahmen des so genannten Wildmonitorings ebenso wie tot
aufgefundene Vögel auf Vogelgrippe untersuchen lassen. Die Befunde der
Untersuchung waren ebenso negativ wie bei den Kotproben, die an den
Gewässern im Stadtgebiet genommen wurden.

Weil neben dem Vogelzug der Reiseverkehr als Verbreitungsweg der
Vogelgrippe gilt, hat die Stadtverwaltung im Kontakt mit dem
Hauptzollamt und dem Flughafenzoll stichprobenweise Kontrollen
durchgeführt und Merkblätter in sieben Sprachen verteilen lassen. Den
Reisenden ist es deshalb verboten, aus einer Reihe von asiatischen
Ländern Geflügel oder andere Vögel, Geflügelfleisch, Eier und andere
Produkte vom Geflügel sowie Federn oder unbehandelte Jagdtrophäen in
die Europäische Union einzuführen.

Bei aller Vorsicht und Vorbeugung, und obwohl die Tierärzte derzeit
keine akute Gefahr für einen Ausbruch in Mönchengladbach feststellen
können, haben sie dennoch alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um im
Falle eines Seuchenausbruchs vorbereitet zu sein. Dann ist ein
abgestimmtes Krisenmanagement gefragt.

Wie dies im Zusammenspiel der Verwaltungsführung und verschiedener
Ämter (über Personalamt, Organisation und Feuerwehr, Ordnungsamt,
Bauverwaltung, etc.) der Stadtverwaltung und externer Stellen (THW,
niedergelassene Tierärzte, freiwillige Helfer) funktioniert und welche
Auswirkungen der Ausbruch der Geflügelpest in Mönchengladbach hätte,
machte Dr. Ferdinand Schmitz in seiner anschaulichen Präsentation
anhand eines fiktiven Falls deutlich, der auch zeigte, welche
Konsequenzen der Seuchenausbruch in einem Betrieb in verschiedenen
Radien (1000 Meter, 3000 Meter, 10.000 Meter) im Umkreis nach sich
zieht.

Nicht nur am grünen Tisch, sondern auch ganz praktisch hat sich die
Stadtverwaltung auf solch einen Fall vorbereitet: So wurden neben den
Tierärzten des Veterinäramtes auch 80 Feuerwehrleute der Berufs- und
Freiwilligen Feuerwehr gegen Grippe geimpft. Die Impfung ist
notwendig, da im Falle eines Seuchenausbruchs diese Personen
unmittelbaren Kontakt mit dem Vogelgrippevirus bekommen und eine
gleichzeitige Infektion mit menschlichen Grippeviren verhindert werden
soll. Außerdem hat die Stadtverwaltung einen Vorrat des antiviralen
Mittels Tamiflu für den Ersteinsatz der Tierärzte und Feuerwehrleute
eingelagert.

Im Veterinäramt selbst wurden Schutzkleidung, Gesichtsmasken und
Desinfektionsmittel bevorratet und auch die notwendigen Vorbereitungen
für die Tötung von Geflügelbeständen getroffen. Außerdem wurden
sämtliche Geflügelhalter in einer speziell für den Tierseuchenfall
entwickelten Datenbank im Veterinäramt erfasst und die Längen- und
Breitengrade der Geflügelhaltungen mittels des städtischen
GIS-Daten-Systems ermittelt. Diese Daten sind für die exakte Erfassung
der Tierhaltungen erforderlich, die in der Nähe eines Seuchenbetriebes
liegen und auch mit tierseuchenrechtlichen Sperrmaßnahmen
reglementiert werden müssen.

Rund 450 Geflügelhalter mit insgesamt ca. 14.000 Tieren sind in
Mönchengladbach gemeldet. Allerdings geht das Amt bei der Vielzahl von
Hobbyhaltungen, die den Großteil der Geflügelbestände ausmachen, von
einer Dunkelziffer zwischen 20 und 30 Prozent aus. Landwirtschaftliche
Haupterwerbsbetriebe mit über 100 Tieren sind in Mönchengladbach
insgesamt 16 gemeldet.

Dr. Klaus Laumen, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes,
beleuchtete die humanmedizinischen Aspekte der Influenza und des seit
1997 bekannten Typs H5N1, versuchte mit seinem Vortrag für etwas
Klarheit in der Flut der kursierenden medizinischen Begriffe und
Krankheitsbilder zu sorgen und berichtete darüber, welche Vorkehrungen
die örtliche Gesundheitsbehörde trifft. Im Falle eines Ausbruchs der
Geflügelpest steht dabei der Arbeitsschutz im Vordergrund: Ein
Gesundheitsrisiko für Mitarbeiter, Tierärzte und Freiwillige, die mit
infiziertem Geflügel in Kontakt kommen, muss ausgeschlossen werden.
Merkblätter und Absprachen mit dem Rettungsdienst und den
Krankenhäusern regeln, was beim Verdacht zu tun ist, dass sich ein
Bürger mit dem Vogelgrippevirus angesteckt hat.

Aber auch mit dem - allerdings derzeit sehr viel unwahrscheinlicheren
- Fall einer Pandemie, also der weltweiten Verbreitung eines neuen
Influenzavirus von Mensch zu Mensch, beschäftigen sich die Mediziner
auch auf kommunaler Ebene. Absprachen mit den örtlichen
Krankenhausträgern sollen hierzu in nächsten Zeit getroffen werden.

Bei aller Sorge im Zusammenhang mit der so genannten Vogelgrippe und
der Furcht vor neuen - bisher unbekannten - Influenzatypen appellierte
Dr. Laumen an die Zuhörer, die Gesundheitsgefahren, die von den unter
Menschen verbreiteten Grippevarianten ausgehen, ernst zu nehmen. Denn
auch diese verändern sich ständig, was eine jährliche Schutzimpfung
sinnvoll macht. Immerhin stürben alleine in Deutschland jedes Jahr
zwischen 7.000 und 14.000 Menschen an der Influenza.


 



 

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