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AHO Aktuell - 09.06.2006

Kleintierpraxis: Stockverletzungen beim Hund ernst nehmen!


Gießen (aho) - Besteht der Verdacht, dass sich ein Hund beim Spielen
mit einem Stock eine Verletzung im Bereich des Maules oder Rachens
zugezogen hat, so sollte dieser Verdacht sorgfältig von einem
Tierarzt abgeklärt werden. Veterinärmediziner der Klinik für
Kleintiere der Justus-Liebig-Universität-Gießen berichteten hierzu
kürzlich im Fachjournal "Tierärztliche Praxis".

Die Autoren hatten die Daten von 89 Patienten ausgewertet, die in der
Klinik mit Stockverletzungen vorgestellt wurden. Besonders häufig
traten diese Verletzungen ab dem ersten bis zum vierten Lebensjahr
auf. Häufig betroffen waren agile Hunde (mittel)großer Rassen. Die
Erkrankungsdauer variierte erheblich. Fast immer ergab bereits der
Vorbericht einen Hinweis auf eine Stockverletzung. Am häufigsten
bestand eine Verletzung des Mund- und Rachenraumes. In 46 der 70 Fälle
war die Besichtigung der Mundhöhle am wachen Patienten nicht
durchführbar oder es konnten zunächst keine Verletzungen festgestellt
werden. Dabei handelte es sich zu über 50% um tiefer gehende
Wundhöhlen oder Stichkanäle. Bei 10 Hunden lag eine Perforation der
Speiseröhre (Ösophagus) vor. Die Perforation an einer Stelle des
Körpers ohne Beteiligung der Mundhöhle trat bei 19 der 89 Tiere auf.
Die Diagnostik im Körper verbliebener Fremdkörper(teile) gestaltet
sich vielfach schwierig. Nur bei vier Hunden konnte der Fremdkörper an
hand des Röntgenbildes diagnostiziert werden.

Sekundäre Veränderungen (Lufteinschlüsse in Muskulatur und
Bindegewebe, weichteildichte Verschattungen, knöcherne Reaktionen,
Pneumo-, Liquidothorax, Pneumomediastinum) wurden in 63 Fällen
röntgenologisch diagnostiziert. Die Ultraschalluntersuchung erwies
sich bei 31 von 39 Hunden als richtig positiv bzw. negativ.

Sieben (7,9%) der 89 Patienten verstarben an den Verletzungsfolgen.

Die Veterinärmediziner betonen in ihrer Veröffentlichung, dass
Verletzungen durch hölzerne Fremdkörper bei Hunden durchaus häufig
vorkommen und oft unterschätzt werden. Bei Verdacht muss die Maulhöhle
in Sedation oder Narkose sorgfältig untersucht werden.
Röntgenaufnahmen von Hals und Brustkorb sollten
routinemäßigangefertigt werden. Die Ultraschalluntersuchung bietet
sich nach den Erfahrungen der Experten bei chronischen fistelartigen
Veränderungen oder Zubildungen an und dient vor allem zur
Lokalisierung eines Fremdkörpers. Die frühzeitige
Fremdkörperentfernung und die adäquate Versorgung der Patienten kann
schwerwiegende Folgen vermeiden.



C. Thiel, H. Frese, S. Tacke, K. Herde, M. Kramer
Verletzungen durch hölzerne Fremdkörper beim Hund - Retrospektive
Studie über ein häufig unterschätztes Krankheitsbild
Tierärztliche Praxis (Kleintiere) Heft 3 / 2006 S. 157 - 166



 



 

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