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AHO Aktuell - 19.07.2006

Immer mehr Exoten leben in Münster +++ Auch einheimische Tiere geschützt


Münster (aho) - "Es gibt nichts, was es nicht gibt", so fasst Matthias
Genius v on der Fachstelle Artenschutz im Amt für Grünflächen und
Naturschutz der Stadt Münster die zunehmenden Wünsche nach exotischen
Haustieren zusammen. Auch in Münster leben Reptilien oder geschützte
Vögel außerhalb des Zoos. Viele mit den notwendigen Genehmigungen,
aber auch immer mehr "Illegale" sind unter häufig nicht artgerechten
Bedingungen in Privatwohnungen untergebracht.

"Zu den "Illegalen" zählt nicht nur die Python oder der Papagei, viele
einheimische Tiere sind ebenso geschützt; aber auch die Schildkröte
aus Griechenland, vielleicht unbedacht aus dem Urlaub mitgebracht,
darf nicht nach Deutschland eingeführt werden", erklärt Genius.

Wohnungskontrolle bei Krokodil und Co

So gehört es auch zu Genius' Aufgaben, die artgerechte Haltung von
Tieren zu überprüfen. Gemeinsam mit der Polizei und dem städtischen
Veterinäramt geht er etwa Hinweisen nach und kontrolliert, wie
Krokodil und Co im Westfälischen leben. "Wir haben auch schon einmal
einen Kaiman aus einem Kleiderschrank geholt", erzählt Genius von
einem der ungewöhnlicheren Fälle. Der zog dann vorübergehend in den
Allwetterzoo bis er in München eine neue, artgerechte Heimat fand.
"Genau diesen Kaiman habe ich kürzlich in einer Tiersendung im
Fernsehen wieder gesehen."

Im allgemeinen sieht Matthias Genius seine "Kunden" nicht wieder.
Denn einen großen Teil seiner Arbeitszeit verbringt er am Schreibtisch
und am Telefon. Er berät alle, die dem zunehmenden Hang zum exotischen
Haustier nachkommen möchten; und dies nicht selten, weil ungewöhnliche
Mitbewohner ein Statussymbol darstellen. "Da ist der Blick auf die
Haltung besonders wichtig."

Auch Züchter und Händler melden sich in der Fachstelle Artenschutz.
Denn alle rund 8000 Tier- und 40 000 Pflanzenarten, die auf der
Washingtoner Artenschutzliste stehen, benötigen Papiere. Vögel sind
zusätzlich beringt, andere Tiere müssen einen Mikrochip mit den
wichtigen Daten tragen. Nicht nur der Kakadu, auch einheimische
Greifvögel unterliegen den Bestimmungen.

Kriminalistische Fähigkeiten

Kriminalistische Fähigkeiten muss Genius häufig entwickeln, wenn es
um nachträgliche Legalisierungen geht. Auch der Ozelotmantel der Tante
und die Krokohandtasche der Großmutter brauchen Nachweise über den
korrekten Erwerb. Wenn der Kauf lange zurück liegt, wird es für die
Nachfahren oft schwierig, glaubhaft zu machen, dass die guten Stücke
schon vor Jahrzehnten gekauft wurden und nicht ganz frisch unter
Umgehung der Artenschutzbestimmungen in den Kleiderschrank gelangt
sind. "Da helfen dann Tagebuchaufzeichnungen oder ein altes Foto, das
die Tasche am Arm der Tante zeigt", erläutert Genius.

Grundlage für die Arbeit der Fachstelle Artenschutz ist das
Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) von 1973, dem mittlerweile
rund 160 Staaten beigetreten sind. Dort sind mehr als 8000 Tierarten
und etwa 40 000 Pflanzenarten als geschützt verzeichnet. Dabei gilt:
Je schutzbedürftiger eine Art, desto strenger sind auch die
Schutzregelungen. In Deutschland sind darüber hinaus Tiere und
Pflanzen durch europäische Verordnungen und die
Bundesartenschutzverordnung und das Bundesnaturschutzgesetz geschützt.



 



 

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