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AHO Aktuell - 18.02.2007

Heilpflanzen: Oft rücksichtslos aus der Natur entnommen


Bonn (aho) - Heilpflanzenpräparate sind in der Human - und
Veterinärmedizin sehr populär. Über 400.000 Tonnen
Heilpflanzen-Rohware gelangen jährlich in den internationalen Handel.
Rund achtzig Prozent der gehandelten Arten werden wild in der Natur
gesammelt - oft ohne Rücksicht auf deren langfristiges Überleben.
Bärentraube, Teufelskralle, und Hoodia sind nur einige Beispiele für
durch Übernutzung oder Lebensraumverlust gefährdete Arten. Das
Bundesamt für Naturschutz BfN, die Weltnaturschutzunion IUCN, die
Umweltstiftung WWF und das Artenschutzprogramm TRAFFIC entwickelten
deshalb einen internationalen Standard, der erstmals Kriterien für
eine nachhaltige Wildsammlung von Heil- und Aromapflanzen anbietet.
"Das ist ein wichtiger erster Schritt weg vom schonungslosen Leeren
der Apotheke Natur hin zu einer nachhaltigen Sammlung", sagt Prof.
Drenckhahn, Präsident des WWF Deutschland heute bei der Vorstellung
des Standards in Nürnberg.

Mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 45.000 Tonnen Heilpflanzen
ist Deutschland im europäischen Vergleich Spitzenreiter. Weltweit
steht Deutschland beim Import an vierter und beim Export an fünfter
Stelle und ist somit eines der wichtigsten Handelszentren. "Die Rolle,
die Deutschland im Handel mit Heilpflanzen spielt, muss sich auch in
einer Verantwortung der Händler und Unternehmer für den Erhalt dieser
wichtigen Naturressourcen widerspiegeln", sagte Prof. Vogtmann,
Präsident des BfN. In den "Internationalen Standard für Nachhaltige
Wildsammlung von Heil- und Aromapflanzen" (ISSC-MAP) sind unter
anderem bestehende Prinzipien und Richtlinien für nachhaltige
Waldnutzung, biologischen Anbau, fairen Handel und Produktqualität
eingeflossen. Im Zentrum steht die ökologische Nachhaltigkeit der
Sammlung, die in existierenden Standards zumeist nur eine Nebenrolle
spielt. Erfasst werden sollen unter anderem der Schutzstatus der
Pflanze, ihr Bestand sowie mögliche Bedrohungsfaktoren. Bei der
Festlegung der Erntemethode und -menge sind vor allem die biologischen
Eigenschaften der Pflanze wichtig. In den nächsten beiden Jahren soll
der Standard in zehn Projekten weltweit umgesetzt und optimiert
werden.

Die Bewahrung der Vielfalt von Heil- und Aromapflanzen hat neben der
ökologischen auch eine starke soziale Komponente. "Gerade in den
ärmeren, ländlichen Regionen vieler Länder sind Heilpflanzen die Basis
für die Gesundheitsversorgung und für viele Familien ein bedeutendes
zusätzliches Haushaltseinkommen", betont Giridhar Kinhal, Leiter
zahlreicher lokaler Heilpflanzenprojekte in Indien. Josef Brinckmann
ist Vizepräsident von Traditional Medicinals, eines der ersten
Unternehmen, das diesen Standard bereits testweise einsetzt. Er sieht
neben einer ethischen Verpflichtung der Industrie und der Konsumenten
auch den wirtschaftlichen Gewinn einer nachhaltigen Wildsammlung mit
qualitativ hochwertigen Rohstoffen.


 



 

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