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AHO Aktuell - 16.05.2007

Der DJV appelliert an Wattwanderer: Seehundwelpen nicht anzufassen


Bonn (aho) - Zwei große Kulleraugen und ein Mitleid erregendes Jaulen:
Wenn ein junger Seehund einsam auf einer Sandbank liegt, meldet sich
das Helfersyndrom bei Spaziergängern schnell. Doch erst falsch
verstandene Tierliebe macht Seehunde zu Waisen, teilte der Deutsche
Jagdschutz-Verband (DJV) heute in Bonn mit. Jungtiere sollten auf
keinen Fall berührt werden, denn Menschengeruch veranlasst die Mutter,
ihren Nachwuchs zu verstoßen. Deshalb gilt: mindestens 300 Meter
Abstand halten und im Zweifelsfall die Seehundstation oder die Polizei
benachrichtigen. Experten entscheiden dann vor Ort, ob Hilfe notwendig
ist. "Die Rufe junger Seehunde bedeuten nicht zwingend, dass es dem
Jungtier schlecht geht, informierte DJV-Präsident Jochen Borchert.
Vielmehr sei es ein Signal an die Eltern: Hier bin ich! "Oft sucht die
Mutter nur ein paar Meter weiter in einem vorgelagerten Priel nach
Nahrung", so Borchert.

Aufgrund der milden Witterung werden die ersten Jungtiere dieses Jahr
schon Ende Mai erwartet - also mitten in den Pfingstferien.
Normalerweise bringen die Seehunde ihre Jungen erst im Juni zur Welt.
Der DJV appelliert deshalb an alle Wattwanderer, am Nordseestrand die
Schutzzonen zu beachten und Hunde anzuleinen. Dass ein Seehundwelpe
den Kontakt zu seiner Mutter verliert, kann zahlreiche Ursachen haben:
zum Beispiel menschliche Störungen oder starke Strömungen und hohe
Wasserstände bei Ebbe, die durch Sturmtiefs verursacht wurden. Als
"Heuler" werden die jungen Seehunde erst dann bezeichnet, wenn sie
dauerhaft von ihrer Mutter getrennt wurden.

Seehunde unterliegen zwar dem Bundesjagdgesetz, dürfen jedoch seit
den 1970er Jahren nicht mehr bejagt werden. Dennoch sind Jäger dazu
verpflichtet, die Tiere zu hegen - was sehr ernst genommen wird. In
den von Jägern gegründeten Seehundstationen Norden-Norddeich in
Niedersachsen und Friedrichskoog in Schleswig-Holstein werden jährlich
etwa 100 verwaiste Seehundwelpen auf ein Leben in Freiheit
vorbereitet. Um sich den lebensnotwendigen Speck anzufuttern, erhalten
die Jungtiere in den ersten Tagen einen nahrhaften Ersatzbrei. Nach
etwa zwei Wochen steht frischer Fisch auf dem Speiseplan, darüber
hinaus lernen die Tiere, selbst zu jagen. Ausgewildert werden die
Säuger erst dann, wenn sie mindestens 25 Kilogramm wiegen. Großen Wert
wird in den Einrichtungen zudem auf Forschung gelegt. So wird in
Friedrichskoog der Frage nachgegangen, wie Windkraftanlagen im
Wattenmeer Meeressäuger beeinflussen.



 



 

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