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AHO Aktuell - 29.08.2007

Immunglobuline: Neugeborene Fohlen oft unterversorgt


(aid) - Die gesunde Entwicklung neugeborener Fohlen wird entscheidend
bestimmt durch eine ausreichende Versorgung mit Immunglobulinen (IgG)
aus dem Kolostrum der Mutter. Die Zeitschrift "Der praktische
Tierarzt” berichtete kürzlich über Ursachen, Folgen und
Behandlungsmöglichkeiten einer Unterversorgung mit Immunglobulinen
(Hypogammaglobulinämie). Die IgG-Konzentration des Stutenkolostrums
liegt unmittelbar nach der Geburt normalerweise bei etwa 120 mg/ml und
sinkt danach schnell ab (nach 96 Stunden nur noch 1mg/ml). Beim
gesäugten Fohlen steigt der IgG-Gehalt im Blutserum innerhalb 6 bzw.
18 Stunden nach der Geburt von in der Regel Null auf 10 bzw. 15 mg/ml
an, fällt aber bis etwa zum 35. Tag wieder auf ein Minimum von 8 mg/ml
ab. Dann setzt die Eigensynthese ein. 8 mg/ml scheinen eine kritische
Grenze darzustellen, ab der Fohlen vermehrt krankheitsanfällig sind.

10 bis 30 Prozent der neugeborenen Fohlen leiden unter
IgG-Unterversorgung. Komplikationen vor oder während der Geburt bei
Fohlen und Stuten sowie Tröpfelverluste aus der Milchdrüse zählen zu
den Hauptursachen. Wegen der hohen IgG-Konzentration sind
Tröpfelverluste unmittelbar nach der Geburt bedeutsam. Manche Stuten
scheinen aber auch zu wenig IgG zu bilden oder der Übertritt ins
Kolostrum ist zu gering. Fohlen mit Hypogammaglobulinämie erkranken in
den ersten zwei Lebensmonaten deutlich häufiger als ausreichend mit
IgG versorgte Tiere. Besonders häufig treten Gelenkerkrankungen,
Blutvergiftung (Septikämien) und Lungenentzündung auf.

Um schnell Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, sollte mittels
Schnelltest der IgG-Gehalt des Kolostrums bestimmt werden un d etwa 12
Stunden nach der Geburt der IgG-Gehalt im Blut des Fohlens. Nur bis
etwa zur 18. Lebensstunde lässt die Darmwand Makromoleküle wie
Immunglobuline passieren, so dass nur in diesem Zeitraum oral
Immunglobuline zugeführt werden können. Dies kann über die Fütterung
von tiefgefrorenen Kolostrumreserven erfolgen (wobei vor dem
Tieffrieren der tatsächliche IgG-Gehalt zu bestimmen ist), aber auch
durch behandeltes Blutserum oder durch Kuhkolostrum. Auch der Einsatz
von Eipulverzubereitungen aus Hühnereiern wird diskutiert. Artfremde
Immunglobuline werden vom Fohlen jedoch deutlich schneller abgebaut
als Stutenkolostrum. So beträgt die Halbwertszeit bei Kuhkolostrum 9
Tage gegenüber 26 bis 32 Tagen bei Stutenkolostrum. Blutserumgaben
sind ebenfalls kein vollwertiger Ersatz für Kolostrum. Intravenöse
Gaben von behandeltem Blutserum konnten den IgG-Gehalt im Blutserum
der Fohlen zwar erhöhen, er lag aber trotz der größeren verabreichten
Mengen deutlich unter den mit Kolostrum getränkten Fohlen. Bei Fohlen,
die mit artfremdem Kolostrum oder Blutserum behandelt werden, sind
begleitende Maßnahmen unerlässlich. Dazu kann eine besondere Sorgfalt
bei der Stall-, Futter- und Fütterungshygiene gehört, aber auch eine
vorbeugende antibiotische Behandlung.

aid, Dr. Sigrid Baars



 



 

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