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AHO Aktuell - 17.11.2007

Kleintierpraxis: Tödliche Vergiftungen bei Hunden durch Weintrauben und Trester


Petershagen / Hannover (aho) – Immer wieder berichten
Veterinärmediziner über tödlich verlaufende Vergiftungen durch
Weintrauben und Rosinen bei Hunden. Die Tiere versterben trotz
Intensivbehandlung an einem rasch verlaufenden Nierenversagen.

Die Tierärztin Dorothea Usselmann dokumentierte kürzlich im
Fachjournal „Praktischer Tierarzt“ die Krankheitsgeschichte einer
einjährigen kastrierten Hündin der Rasse Galgo Espaniol. Im Oktober
2006 wurde das 20 Kilogramm schwere Tier wegen starken Erbrechens und
wässrigen Durchfalls seit circa 10 Stunden in einer Tierarztpraxis
vorgestellt. Die Hündin war knapp drei Monate zuvor aus Spanien
eingereist und war kurz vor der Einreise auf die „Reisekrankheiten“
Leishmaniose, Ehrlichiose und Babesiose serologisch mit negativem
Resultat getestet worden. Im August war im Rahmen einer
Kastrationsvoruntersuchung ein starker Spulwurmbefall aufgefallen,
woraufhin die Hündin entwurmt worden war. Gleichzeitig waren bei einer
Blutuntersuchung keine krankhaften Befunde aufgefallen.

Etwa 10 Stunden vor dem Einsetzen des Erbrechens und Durchfalls hatte
die Hündin auf einer Wanderung durch Weinberge eine auf circa 400 g
geschätzte Menge (20 g/kg KGW) an roten und weißen Weintrauben vom
Rebstock gefressen, zudem eine Handvoll Traubentrester*, der zur
Dünger im Weinberg ausgebracht worden war.

Zwei weitere Hunde, eine siebenjährige kastrierte Galgo
Espaniol-Hündin mit einem Gewicht von 26 kg und eine achtjährige
kastrierte Podenco-Hündin mit einem Gewicht von 25 kg, die ebenfalls
Trauben und Trester in ungefähr gleicher Menge (circa 20 g/kg KGW)
aufgenommen hatten, waren symptomfrei geblieben.

Etwa sechs Stunden nach der Aufnahme der Trauben erfolgte der letzte
Urinabsatz. Eine halbe Stunde später wurde wässriger Kotabsatz
beobachtet, wiederum eine halbe Stunde später Erbre- Erbrechen, das
seitdem etwa stündlich erfolgte. Das Allgemeinbefinden verschlechterte
sich zunehmend. Bei der klinischen Untersuchung war das
Allgemeinbefinden mittelgradig gestört, die Hündin war apathisch und
speichelte stark. Es wurde eine Herzfrequenz von 80/min, eine
Atemfrequenz von 20/min und eine Rektaltemperatur von 38,4 °C
gemessen. Das Abdomen war weich und unauffällig wie auch die tastbaren
Lymphknoten. Trotz Infusion wurde kein Urin mehr abgesetzt. Bei einer
Ultraschalluntersuchung waren die Nieren unauffällig.

Da die Intensivmedizinische Behandlung nicht erfolgreich war und sich
das Allgemeinbefinden des Tieres weiter verschlechterte, wurde die
Hündin dann nach Rücksprache mit den Besitzern eingeschläfert.

*Trester: ca. 75 % Schalen und 25 % Traubenkerne.

Anmerkung der AHO® - Redaktion: Da bisher nicht geklärt ist, warum
Weintrauben und Produkte aus Weintrauben für Hunde giftig sind,
sollten auch Rosinen und Traubenkernöl von Hunden fern gehalten
werden.


Dorothea Usselmann
Akutes Nierenversagen bei einem Hund nach dem Verzehr von Weintrauben
und Weintraubenprodukten
Praktischer Tierarzt 88: Ausgabe 10, 2007, S. 790–795



 



 

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