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AHO Aktuell - 07.12.2007

Kripo Itzehoe informiert über die ehemalige ``Arche 2000 Welt-Tierhilfe``


Itzehoe (aho) – Am Donnerstag den 6.12.2007 berichtete das
ARD-Magazin "Panorama" über Unregelmäßigkeiten auf dem Gebiet des
Spendenwesens. In diesem Zusammenhang gibt die
Bezirkskriminalinspektion Itzehoe Hintergrundinformationen zu dem
Altverfahren "Arche 2000 Welt-Tierhilfe" und Tipps zur "Prävention".

Hintergrundinformationen: Vor knapp zwei Jahren kam bei der
Bezirkskriminalinspektion Itzehoe mit der Aburteilung der
Haupttäter zu mehrjährigen Gefängnisstrafen (6 Jahre, 9
Monate)
ein umfangreiches Ermittlungsverfahren zu einem
vorläufigen Abschluss: "Arche 2000 Welt-Tierhilfe". Daran gearbeitet
haben über zwei Jahre vier Kriminalbeamte, drei Steuerfahnder und ein
Mitarbeiter der BfA.

Dazu Kriminalhauptkommissar Dirk Kawald: "Die Tätergruppe hatte
Anfang der 1990er Jahre einen Tierschutzverein mit dem Namen 'Arche
2000 Welt-Tierhilfe' mit Sitz in Seeth-Ekholt im Kreis Pinneberg
gegründet. Mit aggressiven Werbemethoden, zunächst waren es so
genannter Drücker, später ein Call-Center, bekam der Verein schnell
einen großen Mitgliederstamm von um die 50.000 Personen zusammen."
Parallel dazu habe der Haupttäter ein Firmenimperium, bestehend aus
Autovermietung, Bauausführungen sowie Call- und Marketingcenter, und
einen weiteren Verein mit 40.000 Mitgliedern entwickelt - beides von
ihm beziehungsweise von ihm nahe stehenden Personen dominiert.
Allerdings: Geschäfte mit Dritten wurden kaum wahrgenommen. "Dadurch
schmorte der Braten fast ausschließlich im eigenen Saft."

Die Konten der Mitglieder beider Vereine wurden mehrmals im Jahr mit
Mitgliedsbeiträgen per Lastschriftverfahren mit einem speziell hierfür
entwickelten Computerprogramm belastet. Kawald: "Nur in wenigen Fällen
wurde dies von den Betroffenen bemerkt. Für den Fall, dass Mitglieder
sich hierüber beschwerten, wurde unter Hinweis auf einen
Computerfehler der überzahlte Mitgliedsbeitrag zurück überwiesen."
Allein innerhalb von zirka 18 Monaten in den Jahren 2003 und 2004
wurden auf diese Weise mehr als 10 Millionen Euro Mitgliedsbeiträge
ertrogen.

Kawald weiter: "Dieses Geld wurde sodann mittels überhöhter
beziehungsweise fingierter Rechnungen der mit dem Verein verbundenen
Firmen aus den Vereinsvermögen heraus gezogen." Fahrzeuge der
Luxusklasse, Urlaubsfahrten in Traumhotels und Finanzierungen fast
sämtlicher privater Aufwendungen wurden daraus finanziert
. Auch ein
Motocross-Team, mit dem Profis an internationalen Veranstaltungen
teilnahmen. "Nur ein Bruchteil der Mitgliedsbeiträge, zirka fünf
Prozent, ging tatsächlich in den Tierschutz über."

Im Rahmen der kriminalpolizeilichen Ermittlungen stellte sich heraus,
dass innerhalb des Bundesgebietes diverse Vereine mit ähnlicher
Arbeitsweise tätig sind. "'Arche' ist nach meinen Kenntnissen kein
Einzelfall. Teilweise sind diese Vereine auch miteinander verbunden,
Verantwortliche kennen sich untereinander, bestimmte Werbegruppen und
Call-Center arbeiten einander zu." Die Bezirkskriminalinspektion
Itzehoe hat, um das Arche-Verfahren in der Hauptsache zum Abschluss
bringen zu können, verschiedene Verfahren mit ähnlicher und teilweise
noch größerer Schadenshöhe abgetrennt und den in anderen Bundesländern
zuständigen Ermittlungsbehörden zugeleitet.

Der Kriminalpolizist hebt hervor: "Um eines deutlich festzustellen: Es
gibt in Deutschland eine große Zahl seriös und jeweils im Sinne ihrer
Zielsetzung erfolgreich arbeitender Vereine." Die sollten auch
weiterhin unterstützt werden, "denn sie entlasten den Staat erheblich
von seinen sozialen Aufgaben."

Dirk Kawald unterstreicht: "Die Ermittlungen haben mir deutlich
gemacht, wie leicht es ist, das in der Bevölkerung breit vorhandene
Unterstützungsbewusstsein auszunutzen und karikativ zugedachte Gelder
in dunkle Kanäle abfließen zu lassen."

Tipps zur Prävention: Wie kann man sich vor betrügerischen Absichten
auf dem Sektor des Spendenwesens schützen? Polizeihauptkommissar
Joachim Böttger, bei der Polizeidirektion Itzehoe zuständig für alle
Fragen der Prävention im Behördenbereich, rät der Bevölkerung: "Ob
Werber vor Ihrer Haustür stehen, Sie auf der Straße ansprechen oder ob
Ihnen eine gedruckte Spendenwerbung ins Haus kommt: Lassen Sie sich
nicht unter Druck setzen, denn Spenden und Fördermitgliedschaften sind
freiwillige Leistungen." Niemand dürfe sich überreden, nötigen oder
gar zwingen lassen, eine Spende zu vergeben. Und: "Stark Mitleid
erweckende oder gefühlsbetonte Werbung ist das Kennzeichen für
Unseriosität."

Sollten Werber "ausweichend, ablehnend oder ungehalten" auf die Bitte
nach schriftlichen oder weiteren mündlichen Informationen reagieren,
dann sei das ein "sicheres Zeichen" dafür, dass in unlauterer Absicht
geworben wird.

"Auf keinen Fall", so Joachim Böttger, "sollten Sie auf der Straße
oder an der Haustür eine Unterschrift leisten." Besser sei es, sich in
aller Ruhe über die Organisation zu informieren, für die geworben
wird. "Erst wenn Sie ganz sicher sind, dass diese Organisation Ihr
Vertrauen verdient, sollten Sie spenden oder eine Mitgliedschaft
eingehen."

Im Zweifel solle man sich mit dem "Deutschen Institut für soziale
Fragen" (DIZ, Bernadottestraße 94, 14195 Berlin, Telefon 030/839001-0,
www.dzi.de, Mail: sozialinfo@dzi.de in Verbindung setzen.


 



 

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