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AHO Aktuell - 28.06.2006

Importhunde: Vorwürfe gegen das Tierheim Münster haben sich erhärtet


Darmstadt / Münster (aho) - Das Tierheim Münster (Hessen) steht weiter
im Fokus des Kreis-Veterinäramts Darmstadt. Die Beweise
verdichteten sich, dass die Münsterer Tierschützer spanische Hunde
illegal einführten und gewinnbringend weitervermittelten und dazu
falsche Pässe benutzten, erklärte Amtstierärztin Christa Wilczek jetzt
dem "Darmstädter Echo".


Auch von Verstößen gegen die Binnenmarkt-Tierseuchenschutzverordnung
und gegen Anordnungen des Veterinäramts ist weiterhin die Rede. "Die
Ermittlungen sind noch nicht fertig", sagte die Veterinärin der
Zeitung im Interview. Sie habe aber Zeugen an der Hand, die zur
Aussage bereit wären.

Tierheimleiterin Beate Laudien hat laut Bericht bislang alle Vorwürfe
der Behörde als falsch bezeichnet. Für eine Stellungsnahme verweist
sie auf Rechtsanwalt Thomas Amann von der Frankfurter Kanzlei Kudera
und Partner. Der spracht gegenüber der Zeitung von einem Imageschaden
für das Münsterer Heim, da ehrenamtliche Tierschützer, die sich im
guten Glauben für das Wohl der Tiere engagieren, nun wegen
vermeintlicher Fehler in der bürokratischen Abwicklung dem Vorwurf
einer Ordnungswidrigkeit ausgesetzt sehen. Und das, obwohl "vor einem
Bußgeldbescheid wegen einer Ordnungswidrigkeit die Verantwortlichen
gehört werden müssten". Amman versteht nicht, warum das für die
Beteiligten belastende Verfahren so lange dauert: "Was gibt es da noch
groß zu ermitteln, wenn alle Vorwürfe schon im Raum stehen?" Zunächst
gelte es aber abzuwarten, "ob und wie die Behörde vor dem Hintergrund
des Informationsgehaltes einer Einlassung die Angelegenheit weiter
verfolgt".

Ganz anders sieht das die Amtstierärztin: Nach ihrer Darstellung hat
die Durchsuchung des Tierheims mit Erlaubnis des Amtsgerichts Dieburg
weiteres möglicherweise belastendes Material gebracht: Beschlagnahmt
wurden Unterlagen mit gesundheitlichen Tests der Hunde, Tieraufnahme-
und Abgabeverträge sowie Krankheitsbefunde.

Amtstierärztin Christa Wilczek geht nach wie vor davon aus, dass
spanische Hunde als deutsche Tiere deklariert und vermittelt worden
sind. Auch seien einige Tiere krank an ihre neuen Familien abgegeben
worden, heißt es in der Zeitung.

Über mögliche Strafanzeigen sagte sie nichts, statt dessen warb sie
um Verständnis für ihr Engagement: "Ich habe nichts gegen südländische
Tiere, jeder kann sich einen Hund in Spanien holen."

Nicht akzeptabel sei aber, dass ein öffentliches Tierheim in
Deutschland sich zur Börse für ausländische Hunde entwickele.
Schließlich arbeite die Einrichtung mit öffentlichem Geld.

Ihren Vorwurf des Hundehandels begründet Wilczek gegenüber der Zeitung
damit, dass "in gezielter, organisierter Art und Weise Tiere in
deutlicher Anzahl ins Heim gelangen und dort weiterverkauft werden."
Der Preis von 200 Euro pro Hund übersteigt jedoch kaum die Tarife
anderer Tierheime.

"Fast am schlimmsten an der ganzen Sache" findet Wilczek, dass im
Tierschutz "unheimlich mit Emotionen gearbeitet wird". Mit Blick auf
den Hundeimport aus Spanien wird sie in der Zeitung mit der Forderung
zitiert: "Wir müssen von diesem furchtbaren Rettungsdenken wegkommen."
Denn das verharmlose auch mögliche Gefahren: Mit dem Import "tausender
spanischer Hunde deutschlandweit" nehmen Krankheiten wie die
Leishmaniose stark zu. Als Zoonose sei sie auf Menschen übertragbar.

"Das ist es, was ich anprangere: Tierschutz muss realistisch sein und
Tierheime müssen eine ehrliche Arbeit leisten", so Wilczek gegenüber
der Zeitung. Deshalb sei es unumgänglich, dass Hundefreunde erfahren,
ob ihr neuer Schützling möglicherweise aus dem Ausland stammt - was
aber im Münsterer Heim bisweilen versäumt worden sei.

Und es gibt noch ein Problem: Einige spanische Hunde zeigen nach
Angaben Wilczeks in Deutschland oft Verhaltensstörungen. "Die Tiere
sind nicht mit Menschen sozialisiert worden, sondern im Rudel". Hier
angekommen, erlitten sie einen Kulturschock. Alles sei ungewohnt, und
sie kauerten sich in eine Ecke, weil sie kein Leben im Haus kennen.
"Die Tiere sind gestresst und erleben ein von Menschen verursachtes
Leid. Diesen Wesen ist leider kaum zu helfen."



 



 

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