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AHO Aktuell - 11.09.2005

Anhaltende Missstände auf Gnadenbrothof: Schwer kranke Pferde eingeschläfert


Darmstadt (aho) - Um ihnen weiteres Leid zu ersparen, hat das
Veterinäramt des Kreises Darmstadt-Dieburg am Donnerstagmorgen zwei
schwerst kranke Pferde des einschlägig bekannten "Gnadenbrothofes"
einschläfern lassen. Die Tiere konnten sich wegen Gelenk- und
Hufschäden nur noch unter großen Schmerzen tastend fortbewegen, eines
war stark abgemagert. Dem sanften Tod mittels Spritze hatte die
Hessische Tierschutzbeauftragten Dr. Madeleine Martin nach einer
persönlichen Begutachtung ausdrücklich zugestimmt.

Der Einsatz auf der Weide bei Modautal-Herchenrode verlief, wie schon
frühere Begegnungen mit Verantwortlichen des so genannten
Gnadenbrothofs, nicht störungsfrei und gipfelte in einer Morddrohung
gegen die zuständige Amtstierärztin. "Ich werde Sie umbringen lassen",
schrie eine 29 Jahre alte Frau, nachdem sie zum Ort des Geschehens
geeilt und dort von Polizisten und einem unüberwindlichen Bach von
Handgreiflichkeiten abgehalten worden war. Mit diesem Vorfall wird
sich nun die Staatsanwaltschaft befassen.

Missstände bei der Tierhaltung unter der Regie von drei Frauen (Mutter
und Töchter) in unterschiedlichen Rollen beschäftigen das
Darmstadt-Dieburger Veterinäramt bereits seit vielen Jahren und
inzwischen auch Dienststellen in anderen Teilen Hessens und in
Rheinland-Pfalz. Weil Ziegen, Hängebauchschweine und
Pferde unter schlimmen, nicht annähernd artgemäßen und
gesetzeskonformen Bedingungen gehalten wurden, teilweise in schlimmem
Zustand dahin vegetierten, sah sich die Behörde schon mehrfach zum
Einschreiten gezwungen. In großer Zahl wurden Tiere beschlagnahmt,
mehrere Verfahren sind bei Gericht anhängig, gegen zwei der Frauen
wurde bereits ein vorläufiges Tierhalteverbot verhängt. Sie übertrugen
die Bestände daraufhin der anderen Tochter.

Nach einem an massivem Widerstand gescheiterten Versuch im Februar
dieses Jahres, achtzig Pferde auf der Neutscher Höhe (Gemeinde
Modautal) zu beschlagnahmen, hatte das Veterinäramt im April
zwanzig schwer kranke und akut behandlungsbedürftige Stuten und Fohlen
aus der unzulänglichen Obhut des Gnadenbrothofs befreit und einer
tierärztlichen Fachklinik überstellt.


Nach Behördenangaben litten bzw. leiden etliche der verbliebenen
Pferde an nicht behebbaren Erkrankungen des Bewegungsapparats, Gelenke
sind hochgradig arthrotisch verändert, Hufe faulen, die Tiere lahmen
und können sich teilweise kaum vorwärts bewegen. Zwar sicherten die
Rechtsanwälte der neuen Halterin zu, die Tiere anderweitig bei
Landwirten tierschutzgerecht unterzubringen, sie hufpflegerisch und
medizinisch behandeln zu lassen und eine entsprechende tierärztliche
Dokumentation nachzuweisen. Dies unterblieb jedoch. Auch die daraufhin
verhängten Zwangsgelder in Höhe von 18.000 Euro beeindruckten die Frau
nicht.

Beim Veterinäramt befürchtet man, dass sich die Situation noch
verschärft, nachdem die Halterin ihre Zahlungen an Tierärzte und an
Landwirte vor Wochen eingestellt hat. Ein Pachtvertrag wurde deshalb
schon gekündigt. Auch eine Klinik, in der sie laut Auskunft der
Rechtsanwälte angeblich zehn Pferde behandeln lässt, wartet seit
langem auf ihr Geld.

Auf der Weide in Herchenrode blieben am Donnerstag nach dem Einsatz
vierzehn Pferde zurück, die das Amt als gesund oder behandelbar
einstuft. Durch grenzübergreifenden Informationsaustausch ist
inzwischen bekannt, dass die Halterin weitere Tiere auf rund zehn
gepachtete Weideplätze unter anderem in den südhessischen Landkreisen,
in der Wetterau und im Kreis Marburg-Biedenkopf verteilt hat. Die
Veterinärämter stehen in ständigem Kontakt, um gebietsübergreifende
Kontrollen sicherzustellen.


 



 

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